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STENOGRAMM DES INTERVIEWS DES AUSSENMINISTERS RUSSLANDS IGOR IWANOW DEM FERNSEHSENDER „AL-DSCHASIRA“, MOSKAU, AM 25.JANUAR 2003

189-27-01-2003

Frage: Herr Minister, was erwartet Russland von der Tagung des UN-Sicherheitsrates zum Irak am 27.Januar?

Igor Iwanow: Wir erwarten, dass am 27.Januar auf der Tagung des UN-Sicherheitsrates Berichte des UNMOVIC-Leiters Hans Blix und des IAEA-Direktors M.Albaradey ueber die von den Waffeninspekteuren in den letzten zwei Monaten durchgefuehrte Arbeit dargelegt werden. Es geht um aeusserst wichtige Berichte, denn auf deren Grundlage soll der UN-Sicherheitsrat ueber die weiter zu unternehmenden Schritte entscheiden.

Nach vorlaeufigen Informationen, ueber die wir verfuegen, haben die Inspekteure im ganzen und grossen unter befriedigenden Bedingungen gearbeitet, sie stiessen mit keinen ernsthaften Problemen zusammen. Heute arbeitet im Irak eine grosse Gruppe von ueber 110 Inspekteuren, die ca. 60 Staaten vertreten. Insgesamt arbeiten da zusammen mit der Hilfskraft ca. 250 Menschen. Dies sind erfahrene Fachleute in jeweiligen Fachbereichen, die die wichtigste vom UN-Sicherheitsrat und von der internationalen Gemeinschaft gestellte Frage beantworten sollen: Ob es im Irak Massenvernichtungswaffen gibt. Diese Frage kann nur von Waffeninspekteuren beantwortet werden. Gerade deshalb sollen sie aus unserer Sicht ihre Arbeit im Irak fortsetzen.

Frage: Falls es da keine ernsteren Verstoesse gab und der US-Sprecher darauf besteht, dass der UN-Sicherheitsrat Militaeraktionen im Irak bewilligen soll. Wie ist die Kraeftekonstellation im Sicherheitsrat? Bekanntlich hat Frankreich schon erklaert, dass es gegen Militaeroperation ist, Deutschland auch.

Igor Iwanow: Vor allen Dingen will ich sagen, dass wir alle – Mitglieder des UN-Sicherheitsrates – in unserem Vorgehen konsequent sein sollen. Gedenken Sie sich nur des 12. September letzten Jahres. US-Praesident George Bush trat auf der UN-Vollversammlung auf, wo er auf das Problem des Iraks einging und aufforderte, alle Kraefte fuer die bedingungslose Rueckkehr der Waffeninspekteure in den Irak einzusetzen, damit sie mit ihrer Mission beginnen koennen. Die internationale Gemeinschaft hat es erzwungen. Der Irak willigte in die bedingunslose Rueckkehr der Waffeninspekteure ein. Die Inspekteure sind internationale Beamten. Sie sind zwar Buerger einzelner Laender, sind aber nur dem UN-Sicherheitsrat unterstellt. Heute arbeiten die Inspekteure. Wir wollten das, denn wir gingen davon aus, dass nur die Inspekteure das Hauptproblem loesen koennen, um den sich die internationale Gemeinschaft vereinigt hat: Im Irak darf es keine Massenvernichtungswaffen geben. Heute gibt es eine Chance, um, erstens, dieses Hauptproblem zu loesen, und zweitens, es auf politischem Wege zu loesen, um also die Situation um den Irak, in der Region, im Nahen Osten und in der ganzen Welt nicht noch komplizierter zu machen. Deshalb gibt es jetzt aus unserer Sicht keine Gruende fuer die Kraftanwendung. Bei der Kraftanwendung geht es um die aeusserste Massnahme. Sie darf nur im aeussersten Falle getroffen werden, nur wenn es keinen anderen Weg gibt.

Wir sind der Meinung, dass die gegenwaeritge Situation keine ausserordentlichen Massnahmen erfordert. Diese Haltung wird von den meisten Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates geteilt. Einige aeussern ihre Meinung offen aus, andere nicht ganz offen. Ich stehe staendig im Kontakt mit allen Mitgliedern des Rates und kann versichern, dass die Mehrheit des UN-Sicherheitsrates fuer politische Regelung, fuer weitere Arbeit der Inspekteure auftritt.

Frage: Es kann immer folgende Situation geben: Die USA berufen den UN-Sicherheitsrat ein und schlagen die Militaerentscheidung vor. Wird sie von Russland unterstuetzt oder nicht?

Igor Iwanow: In der gegenwaertigen Situation, also in Anbetracht der Taetigkeit der Inspekteure und der Entwicklung der Situation um den Irak, habe ich grosse Zweifel, dass der Sicherheitsrat in die Kraftanwendung einwilligen wird. Ich weiss nicht, ob es dafuer eines Vetos oder anderer Beschluesse bedarf, will nur wiederholen, dass nach meiner tiefsten Ueberzeugung der Sicherheitsrat heute auf keinen Fall in die Kraftanwendung einwilligen wird. Schwer zu sagen, wie sich die Situation entwickeln wird. Darum will ich heute nicht erwaegen, wer „dafuer" und wer „dagegen" sein wird. Es geht nicht darum, ob das Veto angekuendigt wird oder nicht. Am wichtigsten ist es, dass ich heute keine Moeglichkeit sehe, dass der UN-Sicherheitsrat in die Kraftanwendung einwilligt.

Frage: Herr Minister, gibt es Meinungsverschiedenheiten unter russischen Fuehrern in Bezug auf Irak? Ich lese und hoere oft, es gebe angeblich eine Gruppe, und die sagen Putin, Saddam Hussein sei Diktator, warum sollen wir also den Irak verteidigen? Vielleicht waere es wirklich besser, mit den USA im Kampf gegen Terrorismus, gegen solche diktatorischen Regimes wie das im Irak zusammenzuarbeiten.

Igor Iwanow: Ich will Ihre Erwaegungen durch folgende Frage ergaenzen, die mir von einigen meinen westlichen Partnern, vor allem in den USA, gestellt wird: Mit wem sind Sie, mit dem Hussein-Regime, oder mit uns, mit der zivilisierten Welt?

Ich halte diese Fragenstellung fuer nicht rechtsmaessig. Unsere Haltung ist klar und einheitlich. Es gibt keine Spaltung bzw. Meinungsverschiedenheiten unter der Fuehrung. Dessen kann ich Ihnen versichern.

In unseren Herangehen zur Loesung des irakischen Problems lassen wir uns nicht von eigensuechtigen Interessen leiten. Einige meinen, wir wollen dort mehr Erdoel kriegen, andere sagen, wir wollen ein anderes Land aus der Region verdraengen. All das entspricht nicht der Wirklichkeit. Wir gehen vor allen Dingen von der Achtung der UN-Charta und des Voelkerrechts aus. Es gibt Resolutionen des UN-Sicherheitsrates, die von allen erfuellt werden sollen. Sie wissen, unter welchen historischen Bedingungen diese Resolutionen angenommen wurden. Deshalb waere es unrechtsmaessig, zu streiten, ob sie objektiv oder nicht objektiv sind. Dies ist nicht Gegenstand der Besprechung. Es gibt Resolutionen, und sie muessen erfuellt werden. Russland tritt fuer die strikte Einhaltung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates auf.

Zweitens. Natuerlich verteidigen wir im Irak eigene Interessen. Dabei geht es naemlich um wirtschaftliche Interessen. Dies sind aber nicht grossangelegte Interessen, die uns veranlassen, unsere grundsaetzliche Ausrichtung auf politische Regelung im Irak zu aendern. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass wir immer dafuer auftraten, dass alle Laender im Rahmen jeweiliger Resolutionen des UN-Sicherheitsrates handeln sollen. Da hatten wir sogar Auseinandersetzungen mit der Irakischen Fuehrung, als sie z.B. erklaerte, es sei unmoeglich ueber den UN-Sicherheitsrat Aufhebung der Sanktionen zu erzwingen, also habe es keinen Sinn, dass die Inspekteure zurueckkommen. Wir versuchten immer, die irakische Seite zu ueberzeugen, dass der einzige Weg zur Aufhebung der Sanktionen ueber den UN-Sicherheitsrat geht. Damit aber der UN-Sicherheitsrat diese Entscheidung trifft, muessen die Waffeninspekteure ihre Taetigkeit zwecks Sammlung objektiver Informationen wiederaufnehmen. Also muss die Taetigkeit der Inspekteure wiederaufgenommen werden, denn nur dieser Weg Aussichten zur Aufhebung der Sanktionen und vollstaendigen Regelung des Problems eroeffnet.

Ich will Ihnen versichern: Es gibt keine Meinungsverschiedenheiten, keine Zweifel in der Haltung Russlands. Manchmal gibt es Probleme mit der irakischen Fuehrung, manchmal mit unseren westlichen Partnern, wir weichen von unserer Linie nicht ab.

Frage: Gestern haben Sie erklaert, die Inspekteure im Irak werden von bestimmten Kraeften in den USA unter Druck gesetzt. Koennen Sie erklaeren, welche Kraefte sie meinen?

Antwort: Es genuegt, sich die Erklaerungen anzuhoeren, regelmaessige Mitteilungen und Artikel in den Massenmedien zu lesen, um zu erkennen, in Washington gebe es bestimmte Kraefte, die damit unzufrieden sind, dass die Inspekteure keine schwerwiegenden Beweise der Verletzung der Resolution des UN-Sicherheitsrat vom Irak liefern koennen. Heute versuchen diese Kraefte, die Notwendigkeit der Taetigkeit der Inspekteure in Zweifel zu ziehen. Sie sagen, die Inspekteure koennen nichts machen. Sie sagen, nicht die Inspekteure muessen beweisen, dass es im Irak keine Massenvernichtungswaffen gibt, sondern das muss Bagdad selber tun. Sie behaupten, die Taetigkeit der Inspekteure gebe nicht viel Nutzen und ziehen in Zweifel die Zweckmaessigkeit ihrer weiteren Arbeit. Das ist der Faktor des geistigen psychologischen Drucks auf die Inspekteure. Die Inspekteure muessen unterstuetzt werden, man muss ihnen vertrauen. Und wenn das Vertrauen in Zweifel gezogen wird, so macht es ihre Arbeit um so schwerer. Die Inspekteure sollen ohne Druck von aussen arbeiten.

Frage: Vor kurzem gab es in der westlichen und arabischen Presse viel Aufhebens wegen des angeblichen Vorschlags Moskaus an Saddam Hussein, zurueckzutreten und nach Moskau zu ziehen.

Igor Iwanow: Erstens hat Russland solchen Vorschlag nicht gemacht und wird ihn auch an niemenden machen. Es gab keine diesbezueglichen Kontakte weder heimliche noch offizielle, und wird sie auch nicht geben. Westlichen Medien greifen diese Version regelmaessig auf. Es ist wohl Produkt nicht gewissenhafter Menschen, die wollen oder moechten, dass es dazu kommt. Oder sie wollen die prinzipielle Politik Russlands in dieser Frage in Zweifel ziehen. Wir halten es fuer Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines soeveraenen Staates.

Frage: Igor Sergejewitsch, es gab ja Erklaerungen der Bush-Administration, dass die wirtschaftlichen Interessen Russlands erhalten bleiben werden, wenn es in den Krieg im Irak einwilligt?

Igor Iwanow: Solche Verhandlungen und Besprechungen gab es natuerlich nicht, und es kann sie auch nicht geben, denn wir treten wie gesagt fuer politische Regelung auf. Dabei treten wir auch dafuer auf, dass nach der Regelung der Lage im Irak unsere Interessen in diesem Land geachtet werden, und zwar in Anbetracht dessen, dass sie tief sind und sich schon seit vielen Jahren entwickeln. Unsere wirtschaftlichen Beziehungen haben jahrzehntelange Geschichte. Viele Betriebe wurden unter Beteiligung und mit der Unterstuetzung der Sowjetunion bzw. Russlands errichtet. Heute werden diese Objekte wiederaufgebaut. Wie jedes Land, das wirtschaftliche Interessen hat, wird Russland dafuer kaempfen, dass unsere wirtschaftlichen Interessen im Irak bzw. in jedem anderen Land geachtet und verteidigt werden.

Frage: Igor Sergejewitsch, neulich hat Herr Rumsfeld Frankreich und Deutschland ignoriert und wird vielleicht bald auch Russland ignorieren, und die USA werden den Krieg im Irak beginnen.

Igor Iwanow: Zunaechst einige Worte zu den neulichen Auseinandersetzungen in den Massenmedien zwischen den Vertretern der fuehrenden Staaten des UN-Sicherheitsrates. Uebrigens moechte ich sagen, dass solche Auseinandersetzungen unseren gemeinsamen Interessen nicht zugutekommen. Auch wenn es heute Meinungsverschiedenheiten gibt, muessen wir solche Formen ihrer Ueberwindung finden, die die Einheit der internationalen Gemeinschaft bei der Loesung globaler Probleme, vor allem der Bekaempfung des Terrorismus und Drogenhandels, der Drohung der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen usw. nicht schwaechen. Im Zuge ihrer Loesung wird es natuerlich Meinungsverschiedenheiten geben, denn es gibt keine fertige Formel bzw. kein Rezept, ueber die man sagen koennte, dies sei das Richtige. Es wird nach solchen Loesungswegen gesucht, dass einerseits, das Problem geloest wird, und andererseits globale Interessen der internationalen Gemeinschaft nicht beeintraechtigt werden. Deshalb meinen wir z.B., dass Politiker, besonders Politiker auf der hohen Ebene, die existierenden Gegensaetze ueberwinden und sich von dem Hauptziel leiten lassen.

Wir hoffen, dass es in der Welt keine ernsthafte Spaltung geben wird. Russland ist daran nicht interessiert. Eigentlich muessen sich die Politiker um ein Ziel vereinigen – den Kampf im Interesse der Sicherheit und Stabilitaet, und zwar nicht nur im Irak, sondern auch im breiteren Sinne. Irak stellt ein sehr kompliziertes Problem dar, heute ist es eines der akutesten, aber nicht das einzige und nicht das komplizierteste. Es gibt nicht minder komplizierte Probleme, z.B. Naher Osten, andere regionale Probleme oder im globalen Sinn der Kampf gegen Terrorismus.

Koennen wir etwa sagen, dass in Afghanistan schon alles in Ordnung ist? Dort gibt es nach wie vor eine Menge Probleme und wenn wir uns um diese Probleme streiten und nicht unsere Kraefte vereinen, so werden wir sie nie loesen. In diesem Zusammenhang ist das Hauptziel Russlands im Sicherheitsrat und in den Kontakten mit unseren Partnern die Ueberwindung dieser Meinungsverschiedenheiten und Erhaltung der Einheit. Wir sind der Meinung, dass die einseitige Kraftanwendung gegen den Irak, ausserhalb des UN-Sicherheitsrates, sehr gefaehrlich waere. Diese Aktion wuerde die Einheit der internationalen Gemeinschaft, die internationale antiterroristische Koalition stark gefaehrden. Sie wuerde diese Koalition spalten und unsere Kraefte im Kampf gegen Terrorismus schwaechen. Wenn jemand glaubt, dass durch diese Militaeraktion das Problem des Iraks geloest werden kann (auch wenn sie recht haben, wenn sie es glauben), so darf man durch solche Aktionen nicht breitere globale Probleme opfern. Man kann ein Problem loesen, aber in anderen Regionen verlieren, die Solidaritaet und Einheit der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen den Terrorismus verlieren, die sich nach dem 11.September 2001 gestaltet hat. Ich glaube, dass sich Politiker von gerade solchen globalen langfristigen Interessen bei konkreten Entscheidungen leiten sollen.

Frage: Sie haben aber meine Frage ueber die Reaktion Russlands im Falle des Kriegsausbruchs gegen den Irak nicht beantwortet.

Igor Iwanow: Jeder Krieg ist einmal zu Ende. Es gibt keine fristlosen Kriege. Sie koennen lang oder kurz sein. Natuerlich werden wir alles tun, damit es dazu nicht kommt. Wenn der Krieg aber ausbricht, weden wir alles tun, damit er moeglichst schnell zu Ende ist, und der Regelungsprozess in die politische Bahn zurueckkehrt. Wenn der Krieg ausbricht, wird es Opfer geben, vor allem bei der friedlichen Bevoelkerung, es wird auch viele Zerstoerungen geben, - das ist offensichtlich. Wir wissen nur zu gut, wie das ist. Wir hatten viele solche Beispiele, auch in der juengsten Vergangenheit. Wenn es also geschieht, werden wir alle Kraefte einsetzen, damit der Militaerteil der Operation moeglicst schnell zu Ende ist und der politische Regelungsteil beginnt.

Frage: Igor Sergejewisch, was die Nahostregelung betrifft. A.Sharon hat Ihre Vorschlaege und die Vorschlaege des „G-4" in Bezug auf die „Landkarte" ignoriert. Es scheint, dass nicht einmal Bush-Administration sich darum bemueht, das dieser Prozess normal vor sich geht. Wie ist Ihre Haltung dazu?

Igor Iwanow: Im Laufe der Besprechung der Nahostsituation am 20.Dezember auf dem Aussenministergipfel des „G-4" in Washington haben wir die „Landkarte" praktisch abgestimmt. „G-4" das sind UNO, Russland, USA und die Europaeische Union. Heute haben wir keine prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die „Landkarte". Wir haben beschlossen, sie den Seiten nicht vorzulegen, da sich z.Z. in Israel Wahkampagne im Gange ist. Sie wissen auch, dass die Bewerber im Laufe der Wahlkampagne haeufig radikale Haltungen einnehmen, um die Waehlerstimmen zu gewinnen. Darum hielten wir es fuer nicht zweckmaessig, diese „Karte" im Laufe der Wahlkampagne zu veroeffentlichen. Um diese „Landkarte" koennten sich Auseinandersetzungen entfalten, die in Zukunft ihre Umsetzung erschweren koennten. Gestern hatte ich ein Treffen mit den Aussenministern der Europaeischen Union, und wir haben wieder Treue der von uns ausgearbeiteten „Landkarte" bestaetigt. Wenn die Wahlen in Israel vorbei sind und die neue Regierung gebildet ist, werden wir vorschlagen, ein neues Treffen der Aussenminister des „Quartetts" durchzufuehren, um danach den Seiten diese „Landkarte" zur Realisierung vorzulegen. Wir wissen, dass es in Israel bestimmte Zweifel in Bezug auf die „Landkarte" gibt. Es gibt Zweifel auch seitens der palaestinensischen Fuehrung. Aber das ist ja das Wesen des Kompromisses. Kompromisse koennen nie einseitig sein, Kompromisse setzen die Loesung der Probleme durch Nachkommen beider Seiten voraus. Jede Seite muss Gegenschritte tun. In Zukunft wird die Aufgabe des „Quartetts" darin bestehen, die Bewegung der Seiten einander entgegen zur endgueltigen Loesung zu erzwingen. Die endgueltige Loesung besteht aber in der Bildung zweier Staaten – Israels und Palaestinas, die innerhalb sicherer Grenzen friedlich koexisiteren koennten.

Frage: In der letzten Zeit haben sich die Beziehungen zwischen Russland und Saudi Arabien verschaerft, besonders nach der Erklaerung Wladimir Putins, der Saudi- Arabien der Unterstuetzung und Finanzierung antirussischer Militaertruppen in Tschetschenien direkt beschuldigt hatte. Wie ist die Haltung der Macht in dieser Huinsicht?

Igor Iwanow: Zuinaechst will ich sagen, dass Praesident Putin Saudi-Arabien nie der Unterstuetzung terroristischer Organisationen beschuldigt hat. Der russische Praesident sagte, in Saudi Arabien gebe es Kraefte und Gruppen, die sich Stiftungen und Wohltaetigkeitseinrichtungen nennen, die aber illegal die Taetigkeit extremistischer terroristischer Organisation unterstuetzen, auch auf dem Territorium der Russischen Foederation. Wir haben dass unseren saudischen Partnern aufrichtig gesagt und sind der Meinung, dass es in unseren gemeinsamen Interessen liegt, dies im Rahmen der internationalen Anstrengungen im Kampf gegen den Terrorismus nicht zuzulassen. Sie wissen auch gut, dass es entsprechende Resolutionen des UN-Sicherheitsrates gibt, die jedes Land verpflichten, nicht nur selbst keine terroristischen Aktivitaeten zu unterstuetzen, sondern auch die Taetigkeit terroristischer und sonstiger Organisationen auf ihrem Territorium gegen dritte Staaten zu verhindern. So sind unsere Appelle an die Fuehrung Saudi-Arabiens nur rechtsmaessig und stuetzen sich auf die jeweiligen Resolutionen des UN-Sicherheitsrates. Wir verlangen auch nicht mehr. Dabei sind wir daran interessiert, dass unsere Beziehungen zu Saudi-Arabien sich im Geiste des gegenseitigen Nutzens und der Achtung entwickeln. Im vorigen Jahr fand die Sitzung des Regierungsausschusses zur Wirtschafts- und Handelszusammenarbeit statt, es gibt viele interessante Plaene. In diesem Jahr erwarten wir den Erbprinzen Saudi-Arabiens in Russland. Ich glaube, dass wir alle Probleme besprechen koennen, auch die unsere Beziehungen belaestigen koennen. Liegt es etwa im Interesse Saudi- Arabiens, dass von seinem Territorium irgendwelche Organisationen Extremisten und Terroristen finanzieren? Ich glaube, es ist im Interesse Saudi-Arabiens, dass es nicht der Fall ist. Ich bin ueberzeugt, dass wir ueber den konstruktiven und aufrichtigen Dialog eine Loesung der eventuell auftauchender Probleme finden koennen.

Im allgemeinen will ich betonen, dass wir an der Entwicklung breiter, aussichtsvoller Beziehungen zwischen Russland und Saudi-Arabien interessiert sind.

Frage: Und wie werten Sie die gegenwaertigen Beziehungen zwischen Russland und arabischen Staaten aus, wie sind ihre Perspektiven?

Igor Iwanow: In den letzten Jahren haben wir in hoeherem Masse die Beziehungen zu arabischen Laendern wiederhergestellt. Leider zeichnete sich nach dem Zerfall der Sowjetunion in den neunziger Jahren ein Rueckgang ab. Dies war auf objektive Gruende zurueckzufuehren, und nicht darauf, dass Russland sie nicht entwickeln wollte. Russland befasste sich damals mehr mit seinen inneren Problemen und verfuegte nicht ueber noetige Ressourcen fuer die Unterhaltung dieser Beziehungen. Jetzt ist diese Etappe vorbei. Heute ist Russland ein sich stabil entwickelndes Land. Das Land ist politisch und wirtschaftlich stabil. Unter diesen Bedingungen sind wir an der Entwicklung der Beziehungen zu unseren traditionellen Partnern, also auch arabischen Laendern, interessiert. Jetzt entwickeln sich unsere Beziehungen. Zu einigen Laendern schneller, zu anderen nicht so intensiv, wie wir wollen. Ich bin ueberzeugt, dass die Dynamik im ganzen und grossen positiv ist, und wir werden diese Dynamik aufrechterhalten.

Frage: Ihre Initiative zur Regelung des Problems um Nordkorea ist bekannt. Wie bekannt gibt es Laender, die diese Frage auf die Tagesordnung im UN-Sicherheitsrat stellen wollen. Wir wissen, dass Russland dagegen auftritt.

Igor Iwanow: Das vorhandene Problem muss geregelt werden, vor allem auf Grund des Dialogs zwischen Pjoengjang und Washington. Einerseits treten wir alle - Vereinigte Staaten, Russland, Europa, China, Japan - dafuer auf, dass die Koreanische Halbinsel den Nuklearstatus behaelt. Wir alle treten dafuer aus, dass Nordkorea im Rahmen des Vertrags ueber die Nichtverbreitung der Massenvernichtungswaffen bleibt. Dies isr unsere prinzipielle Haltung und da gibt es keine Meinungsverschiedenheiten. Andererseits halten wir die Forderungen Pjoengjangs in Bezug auf die Sicherheitsgarantien und Garantien dessen, dass es gegen Nordkorea keine Aktionen geben wird, die seine Sicherheit verletzen, fuer begruendet. Wir muessen also solchen „Paketbeschluss" fassen, der einerseits die Besorgnis Nordkoreas um die Sicherheit des Landes aufloest und andererseits die Rueckkehr Nordkoreas in den Vertrag ueber die Nichtverbreitung der Massenvernichtungswaffen und zur Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit IAEA im Nuklearbereich gewaehrleistet. Das ist das Wesen des Problems. Unserer Meinung nach soll und kann die internationale Gemeinschaft zu dessen Loesung beitragen. Dabei waere es heute falsch, durch Sanktionen oder Drohungen Druck auf Nordkorea auszuueben, denn es kann die Situation nur komplizierter machen. Jetzt ist es nicht die Frage des Drucks oder Sanktionen. Noetig sind normale politische oder diplomatische Verhandlungen, die die Interessen der Seiten beruecksichtigen. Gerade daran arbeitet Russland.

Den 27.Januar 2003


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