Rede des Außenministers Russlands, Sergej Lawrow, auf der Internationalen thematischen Konferenz „100 Jahre der Russischen Revolution: Einigkeit für die Zukunft“ am 31. Oktober 2017 in Moskau
Guten Tag, sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz,
liebe Freunde,
ich freue mich, Sie auf dieser Veranstaltung zum Thema „100 Jahre der Russischen Revolution: Einigkeit für die Zukunft“ zu begrüßen, die von unseren Landsleuten unter Mitwirkung der Regierungskommission für die Angelegenheiten der Landsleute im Ausland organisiert wurde, an deren Spitze ich die Ehre habe, zu stehen.
Die Russische Revolution wurde zum Wendepunkt in der Geschichte nicht nur unseres Staates, sondern auch der ganzen Menschheit. In der Sitzung des Internationalen Diskussionsklubs „Waldai“ sagte der russische Präsident Wladimir Putin, dass ihre Ergebnisse nicht eindeutig gewesen seien, dass ihre negativen und positiven Folgen sich eng verflochten hätten.
Heutzutage, wenn Russland umfassende Aufgaben zur Förderung seiner nachhaltigen Entwicklung erfolgreich löst und seine Positionen in der internationalen Arena stärkt, müssen wir uns an die Lehren aus den 100-jährigen Ereignissen wenden, vor allem um die erreichte Aussöhnung und Einigkeit unserer Gesellschaft zu festigen.
Indem wir aus den alles andere als einfachen Kapiteln der Vergangenheit gewisse Schlüsse zogen, haben wir begriffen, dass es absolut sinnlos ist, irgendwelche Ideologien oder Entwicklungsmodelle ohne Rücksichtnahme auf die besondere Spezifik dieser oder jener Region zu „exportieren“. Unser Land zwingt niemandem etwas auf. Wir gehen davon aus, dass verschiedene Völker das Recht haben, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, und dies auch tun sollten.
Zu einer der Folgen des tragischen Jahres 1917 wurde die Entstehung von zahlreichen russischen Gemeinden im Ausland. Nicht umsonst war der „Nansen-Pass“, der vom Flüchtlingskommissar des Völkerbundes entwickelt wurde und die Entstehung eines neuen Zweigs des humanitären Völkerrechts auslöste, zunächst vor allem für Immigranten aus Russland bestimmt, insbesondere für viele hervorragende Personen, die in den „Goldenen Fonds“ unseres Vaterlandes gehören: Schriftsteller, Künstler, Komponisten wie Iwan Bunin und Wladimir Nabokow, Ilja Repin und Sinaida Serebrjakowa, Sergej Rachmaninow und Igor Strawinski.
Nachdem unsere Landsleute ihre Heimat verlassen mussten, wurden die meisten von ihnen nicht nur würdige Mitglieder der Gesellschaft ihrer „Wahlheimaten“, sondern leisteten auch einen wesentlichen Beitrag zu ihrer Entwicklung. Dabei gelang es ihnen, ihre nationale Identität, ihre Sprache und Kultur, ihre Werte und ihren Glauben aufzubewahren. Sie folgten ihrem Herzensruf und vereinigten sich, eröffneten Schulen, bauten Kirchen, gaben Zeitungen und Zeitschriften heraus, gründeten Museen und festigten dadurch ihre enge geistige Verbindung mit ihrer historischen Heimat, so dass sie gleichzeitig auch die Schatzkammer der russischen und internationalen Kultur bereicherten.
Das Thema der heutigen Konferenz – „Einigkeit für die Zukunft“ – ist sehr akut. Die „Russische Welt“ hat ein wirklich unerschöpfliches kreatives Potenzial. Ich stelle mit Genugtuung fest, dass unsere gemeinsame Arbeit in den letzten Jahren eine grundsätzliche neue Qualität bekommen hat. Durch unsere engen Kontakte mit Vertretern unserer Gemeinden im Ausland wurden effiziente Kooperationsmechanismen gegründet. Die koordinierende Rolle spielt dabei die Regierungskommission für die Angelegenheiten der Landsleute im Ausland. Im Rahmen unserer Programme konnten wir Vertreter der Exekutive und Legislative, der russischen Regionen vereinigen, diverse Expertenstrukturen, Nichtregierungsorganisationen und Stiftungen zu dieser Arbeit heranziehen.
In der aktuellen Situation in der Welt, vor dem Hintergrund des gegen unser Land entfesselten schmutzigen Informationskriegs, lässt sich der Beitrag unserer Landsleute zur Voranbringung des objektiven Images Russlands, zur Verteidigung der historischen Wahrheit kaum überschätzen. Voll und ganz anerkannt wurden Ihre Initiativen zur Pflege von sowjetischen bzw. russischen Soldatendenkmälern. Ich möchte extra die Organisation der umfassenden Aktionen „St. Georgs-Band“ und „Unsterbliches Regiment“ im Ausland hervorheben, an denen sich Zehntausende Menschen in fast 100 Ländern beteiligten.
Eine solche Einigkeit lassen sich nicht alle gefallen. Es werden Versuche unternommen, die Aktivitäten unserer Landsleute zu verleumden, ihre Reihen zu spalten und von Russland abzutrennen. In einigen Ländern, vor allem in der Ukraine und den baltischen Ländern, werden sie unverhohlen diskriminiert. Das Außenministerium, unsere Botschaften und Konsulate verteidigen konsequent die Rechte unserer Landsleute. Dafür setzen wir sowohl bilaterale Mechanismen als auch das Potenzial verschiedener internationaler Organisationen ein. Sie können immer mit unserer Hilfe und Unterstützung rechnen. Besonders kontrollieren wir Fragen, die mit den Positionen der russischen Sprache verbunden sind, insbesondere im Bildungswesen der jeweiligen Länder.
Liebe Freunde,
wir legen sehr viel Wert auf Ihre Verbindung mit all dem, was in Russland passiert, auf Ihre ständige Bereitschaft, den Erfolg und das Gedeihen unseres Landes zu fördern. Heute ist es besonders wichtig, bei den jungen Generationen unserer Landsleute das Gefühl zu festigen, dass sie mit unserem gemeinsamen Erbe verbunden sind. In diesem Jahr fanden unter der Ägide unserer Regierungskommission mehr als 20 Veranstaltungen für Jugendliche statt, wobei ihre Thematik wesentlich erweitert wurde.
Zur größten Veranstaltung wurde das dritte Globale Jugendforum „Schicksal Russlands: gestern, heute, morgen“ in Sofia. Mit großem Enthusiasmus nahmen unsere jungen Landsleute auch an den dritten Internationalen Spielen in Kasan, an den 19. Weltjugendspielen teil. Aktuell findet in Moskau das fünfte Forum junger Landsleute statt, das von der Föderalen Agentur für die Angelegenheiten der Jugendlichen (Rosmolodjosch) und der Föderalen Agentur für die Angelegenheiten der Landsleute im Ausland (Rossotrudnitschestwo) unter Mitwirkung unseres Ministeriums organisiert wurde. Es wird auch an neuen Kooperationsformen gearbeitet, unter anderem an Online-Treffen junger Landsleute unter Beteiligung bekannter russischer Experten und Blogger.
Diese Bemühungen sind in praktischer Hinsicht durchaus nützlich. Junge Menschen beteiligen sich aktiv an der Arbeit von ausländischen Organisationen und Vereinigungen russischer Landsleute, nehmen an der Entwicklung der wirtschaftlichen und humanitären Verbindungen mit Russland teil. Meines Erachtens sind gute Voraussetzungen für die Bildung eines Jugendnetzwerkes unserer Landsleute vorhanden. Wenn Sie sich dafür entscheiden, wären wir bereit, Sie bei der Umsetzung dieser Entscheidung zu unterstützen.
Sehr wichtig ist auch die enge Kooperation unserer Landsleute mit der Russisch-orthodoxen Kirche. Vielen von ihren Organisationen gehören Geistliche an, und Kirchen werden zu Austragungsorten von vielen Veranstaltungen, die zur Einigkeit unserer Gemeinde im Ausland beitragen.
Einen akuten Aspekt unserer alltäglichen Zusammenarbeit macht die Anwendung von modernsten Informationstechnologien, insbesondere von sozialen Netzwerken, aus. Übrigens wird unsere Konferenz zum ersten Mal im Internet live übertragen. Dadurch haben wir wesentlich mehr Zuschauer.
Im März des nächsten Jahres findet in Russland die nächste Präsidentschaftswahl statt. Wir halten es für sehr wichtig, dass sich russische Staatsbürger im Ausland an diesem äußerst wichtigen Ereignis im Leben unseres Landes aktiv beteiligen. Wir rechnen damit, dass die Koordinierungsräte der Russenverbände in verschiedenen Ländern die Vorbereitung und Durchführung der Abstimmung intensiv beleuchten werden.
Liebe Freunde,
die historischen Erfahrungen zeigen ganz deutlich, dass das Gedeihen des Vaterlandes, der hohe Wohlstand aller Russen nur durch intensive gemeinsame Arbeit zu erreichen sind. Präsident Putin unterstrich in seiner jüngsten Ansprache an die Föderalversammlung im Dezember des vorigen Jahres: „Lassen Sie uns nicht vergessen: Wir sind ein einheitliches Volk, ein Volk, und wir haben nur ein Russland!“
Ich bin überzeugt, dass auch unsere heutige Konferenz einen wichtigen Beitrag zu unseren gemeinsamen Bemühungen um die Vereinigung der multinationalen und multikonfessionellen „Russischen Welt“ beitragen wird.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Arbeit und alles Gute!