Interview des Außenministers der Russischen Föderation S. W. Lawrow zum Ersten Kanal im Zusammenhang mit dem 90. Jahrestag des Fußballklubs Spartak
Frage: Sergej Wiktorowitsch, können Sie etwas über Ihre Spartak-Begeisterung erzählen? Waren andere Mannschaften vor dem Spartak gewesen oder bleibt dieser Fußballklub „der einzige fürs ganze Leben"?
S. W. Lawrow: Nie waren andere Mannschaften. Meine Spartak-Begeisterung begann als selbstverständliche. Wir Jungen, wie viele andere Altersgenossen, spielten Ball und verfolgten Fußball am Fernsehen. Ich habe meine Kindheit in der Stadt Noginsk verbracht. Meine Familie wohnte im Vorort, und nahe befand sich das Spartak-Stadion. Deshalb war die Spartak-Begeisterung selbstverständlich geschehen. Im Sommer spielten wir Fußball, im Winter – Eishockey. Also ist Spartak meine Mannschaft geworden. Selbst wenn ist Spartak aus der Oberliga abgestiegen, habe ich die Treue unserem Klub gehalten.
Spartak ist etwas grösser als Mannschaft, gleicherweise ist der Fußball grösser als Spiel. Da gibt es irgendwelcher Geist, der, meiner Meinung nach, den Geist des russischen Volk weitgehend wiederspiegelt. Also war die Begeisterung für diesen Klub absolut natürlich bei mir.
Frage: Wenn Sie sprechen über den „Volksgeist", meinen Sie die Wendung „es gibt nur ein Schritt von der Liebe zum Hass"?
S. W. Lawrow: Nein. Ich meine irgendwelches Draufgängertum: wenn man großes Schwein hat, wenn das Spiel „aufgeht", unmöglich ist, den Spartak-Angriff abzufangen. Es erinnert sehr an Zügen des russischen Volks. Unterdessen, wenn die Stimmung umgeschlagen ist, geht alles quer. Nie hatte ich Zweifeln betreffs der Begeisterung für eben diesen Klub. Dabei entstehen solche Begeisterungen nicht von irgendwelchem bewussten Entschluss. In meinem Fall geschah alles absolut ganz von selbst. Mir gefällt diese Mannschaft – und damit basta.
Frage: Meinen Sie, dass die Spartak-Fans einander „an den Augen erkennen"?
S. W. Lawrow: Ich könne nicht so sagen. Wenn die Leute sich Schale mit dem Klub-Logo nicht umgeschlungen haben, ist es schwer zu erfüllen, wen feuert die eine oder die andere Person an. Ich respektiere aller meinen Freunden, die ZSKA und Zenit anfeuern. Ich verfolge gern Fußballspiele mit der Teilnahme anderer Mannschaften. Zumal spielen die Absolventen der Spartak-Kindersportschule an den führenden Positionen in vielen russischen Fußballklubs.
Frage: Gibt es Fälle der Fußballdiskussionen bei Ihr auf dem zwischenstaatlichen Niveau zwischen den Kollegen? Drücken die Fußballleidenschaften ihren Stempel auf die Zusammenwirkung mit den ausländischen Partnern auf?
S. W. Lawrow: Ich würde nicht so sagen. Dies wird besprochen, wenn unsere Mannschaften an Europokalturnieren teilnehmen. Das erste Spiel der Nationalmannschaft Russlands in der Europameisterschaft wird gegen die Mannschaft Polens. Mein polnische Kollege hat mich zum diesen Spiel eingeladen, dass am 12. Juni 2012 stattfinden wird. Aber dieses Datum fällt auf dem Tag Russlands, und vielleicht werde ich nicht von Moskau wegkommen können.
Frage: Treffen es freundliche Gags, Scherze an, wenn Spartak in Europokalturnieren gegen ukrainischen Mannschaften spielt?
S. W. Lawrow: Es treffen freundliche Gags und Scherze öfter an, wenn Spartak gegen Zenit und ZSKA spielt. Viele meine Freunde feuern diese Mannschaften an, und manchmal stacheln wir einander.
Frage: Allen Anzeichen nach, handelt es zurzeit nicht um den Meisterschaftssieg von Spartak, sondern um die Möglichkeit, den Kampf in der UEFA Champions League fortzusetzen und den zweiten Platz zu erspielen. Alle, mit wem wir gesprochen haben – Klubmitarbeiter, Fans, Veteranen, Trainer – stufen den eventuellen zweiten Platz als Niederlage ein. Betrachten Sie diese Saison als unglückliche für Spartak, oder ist Ihre Haltung in dieser Frage nicht so anspruchsvoll?
S. W. Lawrow: Immer macht sich Spartak zur Aufgabe einzig und allein den ersten Platz. Eine andere Sache ist, dass nicht alles von der Mannschaft abhängig ist. Es gibt auch andere Titelanwärter. Klar ist in dieser Saison, auf dieser Etappe, dass Zenit heute konkurrenzlos ist. Natürlich ziehe ich vor, dass Spartak die nationale Meisterschaft gewinne und vom ersten Platz in die Champions League komme. Aber der zweite Platz klingt auch nicht schlecht, mit Rücksicht darauf, dass die Saison sich nichteindeutig zusammenfügte. Werden wir zu unseren Lieblingen viel Erfolg wünschen. Zum 90. Jahrestag von FK Spartak wäre es nicht die allerärgste Variante.
Frage: Teilen Sie die Spartak-Geschichte auf irgendwelchen Perioden auf? An welcher geben Sie den Vorzug?
S. W. Lawrow: Mit dem besten Gefühl erinnere ich mich auf den ersten nationalen Meisterschaften Russlands, wenn unter zehn Jahren Spartak tatsächlich nicht seinesgleichen hatte. Da freute mich die Tatsache besonders, dass jedoch die einheimischen Fußballspieler den Takt in der Mannschaft angaben. Jetzt spielen viele Legionäre, prägend im Wesentlichen die gemeinsame Stimmung, darunter in Spartak. Doch gibt es auch markante Vertreter des Fußballs von Russland.
Ich erinnere mich auch mit der Nostalgie an die Mannschaft von O. I. Romanzew, wo F. F. Tscherenkow und Ju. W. Gawrilow spielten. Ein paar Mal hatte ich das Vergnügen und Glück, mit ihnen Ball zu spielen. Wörtlich vor ein paar Tagen spielten wir mit den Spartak-Veteranen – Ju. W. Gawrilow, O. I. Romanzew, Ju. M. Kowtun, R. K. Nigmatullin, W. W. Ketschinow. Es wurde mir gelungen, auf Vorlage von Ju. W. Gawrilow einen Ball ins Tor von R. K. Nigmatullin zu schießen.
Frage: Es scheint, dass R. K. Nigmatullin Veteran einer anderen Mannschaft sei…
S. W. Lawrow: Dennoch halten wir seiner auch für Spartak-Spieler.
Frage: Danke.
S. W. Lawrow: Ich gratuliere aller Spartak-Fans, -Leiter und -Fußballspieler.
18. April 2012