Interview des Botschafters Russlands in der Republik Belarus, Dmitri Mesentsew, für die Nachrichtenagentur TASS am 16. Oktober 2019
Frage: Bekannt ist, dass Russland und Weißrussland enge Kontakte auf der Ebene der Regionen pflegen. In der letzten Zeit sind die Reisen der Leiter der Subjekte der Russischen Föderation nach Weißrussland häufiger geworden. Heute kommt der Gouverneur des Gebiets Nowgorod, Andrej Nikitin, nach Minsk.
Antwort: Sie haben absolut Recht. Auf unserem Terminplan steht in der nächsten Zeit die Anreise des Chefs des Gebiets Swerdlowsk, Jewgeni Kujwaschew, danach der Besuch des Gouverneurs des Gebiets Kaliningrad, Anton Alichanow, im Dezember erwarten wir eine große Delegation aus Tatarstan mit Rustam Mennichanow an der Spitze.
Frage: Was bedeuten diese Kontakte für unsere zwischenstaatlichen Beziehungen?
Antwort: Ich bin davon überzeugt, dass die Möglichkeiten des zwischenregionalen Zusammenwirkens in Dutzenden Richtungen riesengroß sind. Das passt sehr gut der Palette der Beziehungen von zwei Staaten, die de facto das Potential des Unionsstaates bestimmt.
Im Dezember wird der 20. Jahrestag der Unterzeichnung des Unionsvertrags gefeiert. Wir sehen, dass die Arbeit an der Integrationstagesordnung ein zu erwartendes Ausmaß und Tiefe erreichte. Wir verstehen, dass die Bildung der horizontalen Verbindungen zwischen den Unternehmensvereinigungen, Firmen, Vertretern der Verbrauchskooperation im Region-Region-Format ein ziemlich schnelles Erreichen der Umsetzung der gemeinsamen Pläne, Gewährleistung des Warenaustauschs ermöglicht, der nicht nur Gewinne für die Teilnehmer und Partner gibt, sondern auch die Verkehrslogistik, die Struktur der regionalen Märkte optimiert und den Bedürfnissen der Menschen entspricht.
Das alles gehört zu den großangelegten Aufgaben, die für unsere Länder der Präsident Russlands Wladimir Putin und der Präsident von Belarus, Alexander Lukaschenko, unverändert bestimmen, was ebenfalls während der Verhandlungen der Anführer im Juli dieses Jahres in Sankt Petersburg beim VI. Forum der Regionen Russlands und Weißrusslands bestätigt wurde. Gegenständliche Diskussionen im Taurischen Palais bestätigten erneut, dass der zwischenregionale Dialog nachgefragt ist. Auf dem Forum, das erfolgreich unter Führung des Vorsitzenden des Föderationsrats, Walentina Matwijenko, und des Vorsitzenden des Rats der Republik der Nationalen Versammlung der Republik Belarus, Michail Mjasnikowitsch, stattfand, wurden bedeutende Beschlüsse getroffen, die die Praxis der Kooperation im handelswirtschaftlichen Bereich bestimmen, doch einen strategischen Charakter haben.
Heute, wenn in unseren Ländern die Generation der jungen Menschen aufwuchs, die auf hohe Technologien, einen angesehenen Job, bestimmten sozialen Komfort gerichtet sind, müssen wir viel machen, damit die heutige Jugend tiefer die wichtigsten Etappen der gemeinsamen Geschichte versteht. Damit diese begabten jungen Menschen enger zueinander sind, einander kennenlernen und zusammen die Vorstellung von der Zukunft bilden, damit sie sich Gedanken machen, wie die Welt sein kann, die Verantwortung für sie sie in 20-25 Jahren übernehmen werden. Gerade sie werden die Aufgabe übernehmen, die Beziehungen zwischen unseren Ländern zu vertiefen. Sehr wichtig ist, dass auch in 25 Jahren ihre Kontakte, Freundschaft und gegenseitiges Verständnis, die sich heute bilden, die Grundlage der Überzeugung von der Notwendigkeit, die einheitlichen historischen, slawischen, religiösen Traditionen unserer Völker zu unterstützen, bleiben. Sehr wichtig ist auch, dass wir die Tür in unseren nationalen Häusern nicht nur im übertragenen sondern auch im direkten Sinne offen halten.
Auf dem Plan der Besuche der Anführer der Regionen Russlands und Belarus stehen die Treffen mit dem Präsidenten der Republik Belarus, Alexander Lukaschenko, Ministerpräsidenten von Belarus Sergej Rumas, Mitgliedern des Kabinetts, langjährigen Partnern. Zudem finden auf Initiative der Chefs der Akademie der Wissenschaften von Belarus, Wladimir Gussakow, Treffen im „Stab“ der Wissenschaftsstudien Belarus statt. Das ist wichtig, um das System der Beziehungen der jungen Wissenschaftler, das Zusammenwirken zwischen Hochschulen, Schulen in Dutzenden Richtungen der humanitären und kulturellen Kooperation zu unterstützen.
Frage: Was die kulturelle Kooperation betrifft, vereinigen unsere Länder die Sprache, Religion, historische Tradition, umfassende kulturelle Verbindungen. Wie entwickeln sich jetzt die Beziehungen in diesem Bereich, welche kulturelle Kontakte pflegen wir?
Antwort: Ich möchte ein bisschen zurückblicken, zum Sommer dieses Jahres. Wir sind dankbar für die Abstimmung der Durchführung einer großangelegten Feier – „Tage des multinationalen Russlands in Minsk“ – mit der Führung von Belarus, dem Exekutivkomitee der Stadt Minsk dankbar. Wir sind auch den Einwohnern von Minsk, Gästen der Stadt für ihre herzliche Reaktion dankbar.
Aus Russland kamen 482 Künstler, für uns wurden eine „Theater-Stadt“ und eine riesengroße Bühne im Zentrum der weißrussischen Hauptstadt gebaut. Wir wollten den weißrussischen Freunden – allen Zuschauern der feierlichen Veranstaltungen verschiedener Generationen – die Kunst der Subjekte der Russischen Föderation vorstellen – der Gebiete Leningrad und Kaluga, Saratow und Samara, Rjasan und Smolensk, der Republiken Dagestan und Baschkortostan, der Metropolen Moskau und Sankt Petersburg. Wir haben das geschafft. Die Feier, die mit der Vorstellung der Volkskünste verschiedener Gebiete Russlands, Lieder, Tänze in der „Oberstadt“ begann, wurde auf dem Platz vor dem Sportpalast fortgesetzt. Sie begann am Mittag und endete fast um Mitternacht. Wir wollten, dass alle jene, die unsere Gäste waren (das waren rund 20.000 Menschen), einen Teil der Herzlichkeit, Aufmerksamkeit und gemeinsamen Sorgen um Traditionen, unsere kulturellen Verbindungen mit sich nahmen.
Indem wir uns nach einer jüngeren Generation richteten, führten wir die Tage der Sport- und Kulturtraditionen Russlands in der russischen Fanzone der II. Europäischen olympischen Spiele (die übrigens tadellos organisiert wurden) durch. Es gab ein Konzert der modernen Sänger. Nach Angaben der Verwaltung für innere Angelegenheiten des Stadtexekutivkomitees gab es 30.000 Gäste.
Wir präsentierten auch unsere Teezeremonie mit sieben Samowaren, einer davon war für 50 Liter, mit Suschki (Knabbergebäck) und Lebkuchen. Wir sind dafür dankbar, dass die weißrussischen Partner geholfen haben, Dutzende Tausend Pfannkuchen zu backen und halfen, unsere Gäste zu bewirten.
Doch, wie Sie verstehen, geht es nicht nur darum. Selbst die Atmosphäre der Feier, der Einigung, Freude bleibt für immer im Gedenken. Wir wissen hoch zu schätzen, dass wir so eine große herzliche Reaktion in der weißrussischen Hauptstadt auch am Tag des multinationalen Russlands und im Rahmen des Programms der russischen Fanzone bei den II. Europäischen olympischen Spielen bekamen.
Am vergangenen Freitag, 11. Oktober, fand in Brest die Einweihungszeremonie des Alexander-Puschkin-Denkmals statt. Auf Initiative des Kulturministers Russlands, Wladimir Medinski, wurde das Denkmal für großen Dichter an Brest übergeben. Die Stadt des legendären Schicksals, die ebenfalls in der ganzen Welt mit ihrer Heldentat der Verteidiger der Brester Festung bekannt ist, feiert ihren 1000. Geburtstag.
Wichtig ist, dass der Gouverneur des Gebiets Brest, Anatoli Lis, der Bürgermeister der Stadt Alexander Rogatschuk, auf diesen Schritt der russischen Seite mit der Einrichtung der Puschkin-Parkanlage antworteten, die zu einem Erholungsort für die Einwohner und Gäste der Stadt wird. Dort werden Dichtkunst-Abende, vielleicht auch künstlerische Debatten über das literarische Erbe Puschkins und Mizkewitschs, Lermontows, der Dichter der Silbernen Jahrhunderts, Jakub Kolas, Janka Kupala, anderen Vertreter der Literaturwelt organisiert.
Besonders bedeutend ist für uns, dass sich zur feierlichen Zeremonie hunderte Menschen versammelten. Auch dass das Denkmal jetzt vor dem Gebäude der philologischen Fakultät der Brester Staatlichen Puschkin-Universität steht, ist von besonderer Bedeutung für uns. Die Parkanlage befindet sich übrigens auf der Mizkewitsch-Straße, was ebenfalls einen bedeutenden Sinn hat, weil allgemein gut bekannt ist, dass die Freundschaft Puschkins und Mizkewitschs, ihre Treffen in Moskau, ihre literarischen Diskussionen, Gespräche darüber, wie sie die Welt sehen, das ist ebenfalls der Beitrag zum Gesellschaftsleben des einheitlichen Vaterlands. Im nächsten Jahr wollen wir Brest eine Kopie einer Hochrelief-Tafel übergeben, die am Gebäude unweit der Stadtverwaltung Moskaus aufgestellt ist und einem Treffen von Puschkin und Mizkewitsch in der russischen Hauptstadt gewidmet ist.
Frage: Bezüglich der kulturellen Verbindungen soll auch die Frage über die Kooperation im religiösen Bereich besprochen werden.
Antwort: Bereits vor kurzem wurden vom Kulturministerium Russlands bei Unterstützung des Kulturministeriums von Belarus und unserer Botschaft die Tage der geistigen Kultur Russland in der Republik Belarus eröffnet. Solch interessante, inhaltsvolle Diskussion im Haus Moskaus im Zentrum von Minsk war ehrlich gesagt kaum zu erwarten. Die Teilnehmer der Diskussion waren die Direktoren der Museen, Theater, Rektoren der künstlerischen Hochschulen von beiden Seiten, Leiter der berühmten Musikgruppen. Das Gespräch war darüber, was die Kultur für die slawischen Völker ist, wie die Rolle der orthodoxen religiöse Tradition ist und was wir machen sollen, damit junge Menschen trotz ihrer Sorgen und des hastigen Tempos in der heutigen Zeit, Computerisierung der Welt, das Erlernen der Welt via Bücher, Vorführungen, Kommunikation mit der Kirche anstreben.
Frage: Wir sprechen von einer positiven Tagesordnung der russisch-weißrussischen Beziehungen. Doch in den letzten Tagen sorgte die Situation um die russische Staatsbürgerin Anna Bogatschowa in Minsk für großes Aufsehen. Welche Folgen kann sie für die Beziehungen zwischen der Russischen Föderation und Belarus haben?
Antwort: Was die entstandene Situation betrifft, nach der Sie fragen, war sie schnell gelöst.
Ich würde hervorheben, dass das Ausmaß unserer Beziehungen, ihre Tiefe, Ausrichtung auf die Zukunft eine ständige Bedeutung für die Staatsbürger unserer Länder und Staaten hat. Ich bin davon überzeugt, dass es gerade so ist. Ich bin zudem sicher, dass das zwischenregionale Zusammenwirken, von dem wir sprachen, und die Kooperation im humanitären, kulturellen Bereich, die Beziehungen von Millionen Menschen miteinander – das ist, was wir besonders schätzen sollen und den situationsbedingten emotionalen Einschätzungen nicht zulassen sollen, diese Beziehungen zu beeinflussen.
Eine riesige Arbeit wird heute zur Entwicklung der 31. Roadmap der bereits vom Regierungschef Russlands, Dmitri Medwedew, und dem Ministerpräsidenten von Belarus, Sergej Rumas paraphierten „Programms der Handlungen zur Umsetzung des Unionsvertrags“ gemacht, es werden Positionen auf Plattformen aller Ministerien und Dienste unserer Länder abgestimmt. Es läuft die Arbeit zur Aufstellung einer modernen, zuverlässigen, bereiten zu Herausforderungen, stabilen Wirtschaft – unter Berücksichtigung der Vorteile für einander – auf Grundlage der nationalen Interessen.
Warum sprechen wir so wenig darüber? Warum wird so viel Aufmerksamkeit einer zufälligen Episode gewidmet, zu der die weißrussischen Rechtsschutzorgane offizielle Erklärungen gaben? Vielleicht soll man heute anders über die Praxis und Aussichten der russisch-weißrussischen Beziehungen sprechen?
Frage: Was von den nächsten Ereignissen im Bereich russisch-weißrussische humanitäre Zusammenarbeit könnten Sie dann hervorheben?
Antwort: Im Rahmen der Pläne der Verlagsabteilung des Moskauer Patriarchats in Minsk wurde eine große Buchmesse „Freude des Wortes“ eröffnet. Das ist ein Beispiel für die Unterstützung der slawischen, orthodoxen Tradition, die die Völker Russlands und Belarus vereinigt.
Im Rahmen des Programms wurden einmalige Bücher, Werke des Patriarchen von Moskau und ganz Russlands, Kirill, Metropolit von Wolokolamsk, Ilarion, anderer Bischöfe, Geistlicher, aller jenen, die in der religiösen Aufklärung einen Schritt sehen, damit wir alle reicher werden und viele Dinge reiner und aufrichtiger wahrnehmen, vorgestellt. Das betrifft auch die Frage, die Sie an mich früher stellten.