Rede des Außenministers Russlands, Sergej Lawrow, auf der Präsentation des Buches von Michail Jakuschew, Moskau, 25. Februar 2014
Geehrte Kolleginnen und Kollegen, Freunde!
Es freut mich, Sie hier in der Villa des Außenministeriums bei der Präsentation des Buches von Michail Jakuschew „Die Patriarchate von Antiochien und Jerusalem in der Politik der Russischen Imperiums (1830-er Jahre – Beginn des 20. Jahrhunderts)" begrüßen zu dürfen.
Wir kennen den Verfasser, einen ehemaligen Kollegen unserer Berufsgilde, sehr gut. Bereits viele Jahre ist er der Erste Vizepräsident des Apostel-Andreas-Fonds und des Zentrums für Nationalen Ruhm Russlands, zweier Nichtregierungsorganisationen, die zu unseren aktivsten Partnern bei der Förderung der Ideale Russlands, seiner außenpolitischen Prinzipien in der internationalen Arena, einer positiven Agenda in den globalen Angelegenheiten und der Wahrung des interzivilisatorischen Dialogs gehören.
Gleichzeitig ist Michail Iljitsch unermüdlich auch auf historischem Gebiet tätig. Er ist der Verfasser von mehr als dreißig Arbeiten zur Geschichte der östlichen Orthodoxie und der russischen politisch-diplomatischen und geistlichen Präsenz im Osmanischen Reich und in der östlichen Mittelmeerregion.
Es mag scheinen, dass die in seinen Arbeiten beschriebenen Fakten, Ereignisse und Details der Zusammenarbeit zwischen den christlichen Konfessionen, ihrer Beziehungen mit den osmanischen Behörden, die Rolle der Großmächte in diesen Fragen keine besonders aktuelle Rolle spielen und keine direkte Projektion auf die heutigen internationalen Angelegenheiten ermöglichen. Meiner Ansicht nach ermöglichen jedoch zahlreiche Überlegungen gerade gegenteilige Schlussfolgerungen.
Der Nahe Osten nimmt heute in der Skala der internationalen Prioritäten einen Platz ganz oben ein. Die Welle der Erschütterungen in der arabischen Welt betrifft nicht nur die Interessen der Länder der Region sondern auch aller führender globaler Akteure und kann weitgehende Folgen haben, darunter auch im Kontext der interkulturellen und interkonfessionellen Beziehungen. Die Russische Föderation verfolgt eine konsequente Linie zur Umsetzung von jeglichen anstehenden Umwandlungen auf evolutionärem Weg unter Berücksichtigung der historischen und kulturellen Besonderheiten der in dieser Region lebenden Völker. Ein sehr wichtiges Element unserer Position ist das Eintreten für eine politische Beilegung von verschiedenen Situationen auf Basis des Völkerrechts, ohne Einmischung von außen, durch die Anerkennung und Achtung der Rechte aller ethnischen und konfessionellen Gruppen. Wir treten entschlossen auf gegen jegliche Erscheinungsformen von Extremismus, der die Existenzgrundlagen dieser multikonfessionellen Region zu unterminieren droht. Zu ernsthafter Besorgnis Anlass gibt das Schicksal der Minderheiten, in erster Linie die Lage der orthodoxen Gemeinden in Syrien und anderen Staaten. Zu beobachten ist ein Massenexodus aus den Wohngebieten der Christen, die im Laufe von vielen Jahrhunderten – faktisch von zwei Jahrtausenden – einen unverzichtbaren Bestandteil des Nahostmosaiks bilden.
In diesem Kontext ist die Nützlichkeit der Untersuchung von Jakuschew offensichtlich, welche hilft bei der detaillierten Wiederherstellung des vielfältigen Bilds der Präsenz des Russischen Staats und der Russischen Orthodoxen Kirche im östlichen Mittelmeergebiet und der Bemühungen, die unternommen wurden und unternommen werden zur Stärkung der Kontakte Russlands mit dem Heiligen Land. Zweifellos, die historische Erfahrung ermöglicht die Herausbildung von tief fundierten, verlässlichen Positionen unserer Diplomatie, deren Handlungen ausgerichtet sind auf die Sicherung des Friedens, der Stabilität und einer nachhaltigen Entwicklung in dieser Region.
Wie der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, betont, muss die russische Politik heute vom Verständnis des ununterbrochenen Charakters der vaterländischen Geschichte ausgehen. Die heutige Präsentation der Arbeit, die der Meinung der Öffentlichkeit vorgelegt wird, trägt zur Verwirklichung dieser Aufgabe bei und leistet einen Beitrag zu den Bemühungen für die Wiederherstellung der Verbindung der Zeiten.
Der Autor nützte intensiv die Materialien des Außenpolitischen Archivs des Russischen Imperiums im Außenministerium Russlands, was zweifellos zur Hebung des Werts der Untersuchung beitrug, für welche Michail Jakuschew 2013 mit dem Makarij-Preis ausgezeichnet wurde.
Von ganzem Herzen wünsche ich Michail Iljitsch neue Erfolge und schöpferische Errungenschaften, die in unserer praktischen Arbeit helfen.