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Kommentar des offiziellen Vertreters des Außenministeriums Russlands, Alexander Lukaschewitsch, zur Ausrufung des „Islamischen Kalifats“ in den von Extremisten kontrollierten Territorien Syriens und des Irak

1581-30-06-2014

Die ersten Tage des den Moslems heiligen Monats Ramadan sind durch ein Ereignis gekennzeichnet, das allgemeine Aufmerksamkeit erregt hat. Am 29. Juni haben die Medien darüber informiert, dass durch einen Beschluss der kollektiven Leitung der Terrorgruppe „Islamischer Staat des Iraks und der Levante" (ISIL) verfügt wurde, die Bezeichnung in „Islamischer Staat" zu ändern. Gleichzeitig wurde die Gründung des theokratischen Staates „Islamisches Kalifat" proklamiert. „Kalif" mit Namen „Ibrahim" wurde der Anführer der ISIL, Abu Bakr al-Baghdadi. Somit haben die Dschihadisten nicht nur den anderen, mit ihnen im Clinch liegenden Extremistengruppen, die sich hinter den Losungen des Islam verstrecken, den Fehdehandschuh hingeworfen, sondern auch den Staaten der islamischen Welt. Analytiker haben diese Vorgänge gleich als den „Beginn einer neuen Ära des globalen Dschihad" eingestuft.

Davon, was für eine Ordnung im ausgerufenen „Kalifat" herrscht, zeugt zum Beispiel der Umstand, dass die Dschihadisten in den letzten Tagen allein im Westen Syriens nicht nur neun Menschen ermordet haben, nein, sie haben sich auch noch gekreuzigt: einer wurde der Korruption beschuldigt und die anderen acht der Zugehörigkeit zu anderen bewaffneten Gruppierungen. Einige große Erdölvorkommen im Irak und in Syrien sind nun unter der Kontrolle des „Kalifats". Auch größere Waffenarsenale befinden sich in den Händen der Dschihadisten. Es ist anzunehmen, dass sie sich der Sympathien einflussreicher Sponsoren erfreuen, die das Geld fließen lassen, Waffen liefern und logistische Unterstützung gewähren.

Vor diesem Hintergrund sieht die vor einigen Tagen verlautete Bitte der Washingtoner Administration an den Kongress komisch aus, für die Ausbildung und Ausrüstung jener, die im Weißen Haus als „gemäßigte" Truppen der syrischen bewaffneten Opposition bezeichnet werden, zusätzliche 500 Millionen US-Dollar bereit zu stellen. Angesichts der tatsächlichen Lage der Dinge „auf der Erde" wird dieser nicht eben kleine Betrag, falls er zugeteilt wird, faktisch zur Gänze für die Stärkung des terroristischen „Kalifats" verwendet werden, das von der ISIL ausgerufen wurde. Es ist verständlich, dass unter Bedingungen, unter denen in den Reihen der regierungsfeindlichen Kräfte in Syrien Terror- und Extremistengruppen die führende Rolle spielen, die beste Bewaffnung und die bestgeschulten Kämpfer eben dort zu finden sind.

Wir rufen die Partner der Weltgemeinschaft dazu auf, diese gefährlichen Ereignisse, die in Syrien und im Irak vor sich gehen, aufmerksam und objektiv einzuschätzen, von der Praxis doppelter Standards abzugehen und keinerlei Schritte zu unternehmen, die nicht zu einer Verringerung, sondern ganz im Gegenteil, zu einen Anstieg der terroristischen und extremistischen Bedrohung in dieser turbulenten Region des Nahen Ostens führen.

30. Juni 2014


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